Kurzbiografie Jugend und Ausbildung Die Architektin Widerstand und Politik Engagement für Frauen
         


1897–1919 Wien
 
Grete Lihotzky wurde am 23.1.1897 in Wien, damals Hauptstadt der österreichisch-ungarischen Monarchie, geboren und wuchs, zusammen mit ihrer Schwester Adele, in der bürgerlich-liberalen Atmosphäre im Hause ihres Großvaters Bode auf.
 
Nach dem Schulabschluss und 2 Jahren Ausbildung an der K.K. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt bestand sie im Herbst 1915 die Aufnahmsprüfung für die Kunstgewerbeschule (heute Universität für angewandte Kunst) in Wien, die, mit Lehrern wie Oskar Kokoschka, Kolo Moser, Heinrich Tessenow, Oskar Strnad, Josef Hoffmann und Anton Hanak, eine der führenden Kunstschulen in Europa war.
Sie besuchte vorerst ein Jahr die Vorbereitungsklasse bei Prof. Dr. Strnad, später seine Architekturklasse.
 
1916/17 war an der Schule ein Wettbewerb zum Thema „eine Wohnküche in der äußeren Vorstadt“ ausgeschrieben. Grete Lihotzky, die einzige weibliche Teilnehmerin, gewann mit ihrem Projekt, einer zweigeschossigen Arbeiterwohnungsanlage um einen quadratischen Hof, den Max Mauthner-Preis, obwohl es eine ihrer ersten Architekturarbeiten war. Die Wohnungen, bestehend aus Vorraum mit Waschnische, Toilette, zwei Schlafzimmern, der Wohnküche und dem Abwaschraum, waren bis ins kleinste Detail durchdacht.
 
Vor 1919 waren Frauen an der Technischen Hochschule und an der Akademie in Wien nicht zum Architekturstudium zugelassen. Einige Frauen studierten zu diesem Zeitpunkt an der Kunstgewerbeschule, besonders in den kunstgewerblichen Klassen, aber nur noch eine weitere Architektur.
Grete Lihotzky war die erste Frau, die nach Abschluss des Studiums 1919 auch in dem Beruf arbeitete und kann daher als „erste Architektin Österreichs“ bezeichnet werden.