Kurzbiografie | Jugend und Ausbildung | Die Architektin | Widerstand und Politik | Engagement für Frauen |
Am 23. Jänner 1897 wurde Margarete Lihotzky in Wien geboren.
1915–1919 studierte sie an der K.K. Kunstgewerbeschule in Wien (jetzt Universität für Angewandte Kunst) in der Klasse von Architekt Professor Dr. Oskar Strnad.
Damals waren Frauen an den Hochschulen und Universitäten noch nicht zugelassen, die K.K. Kunstgewerbeschule war eine Ausnahme. Von Anfang ihrer Berufstätigkeit an war Grete Lihotzky interessiert an der Aufgabenstellung des Wohnbaus und den Lebenszusammenhängen der Menschen, sowie an den Grundfragen der Zeit. Sie lernte durch die Teilnahme an einem Wettbewerb führende Persönlichkeiten der Wiener Siedlerbewegung kennen.
1922–1924 arbeitete Grete Lihotzky im Baubüro des Österreichischen Verbandes für Siedlungs- und Kleingartenwesen.
1926 ging Grete Lihotzky von Ernst May, Stadtrat für Bauwesen, geholt, an das Frankfurter Hochbauamt, wo sie in der Abteilung Typisierung tätig war.
1927 heiratete Grete Lihotzky ihren deutschen Architektenkollegen Wilhelm Schütte.
1930 wurde Ernst May mit einer Gruppe von Architekten, dabei Margarete und Wilhelm Schütte-Lihotzky, nach Moskau zur Planung neuer Wohnstädte berufen. Margrete Schütte-Lihotzky leitete die Abteilung für Kinderanstalten.
1937 verließen das Ehepaar Schütte-Lihotzky die Sowjetunion und reisten nach Paris und London. Im Herbst 1938 übersiedelten sie nach Istanbul,
Weihnachten 1940 fuhr Margarete Schütte-Lihotzky von Istanbul nach Wien um sich am österreichischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu beteiligen. Ende Jänner kurz vor ihrer Rückreise wurde sie in Wien verhaftet. Erst mit Ende des Krieges 1945 wurde sie aus dem Zuchthaus Aichach in Bayern befreit.
1946 hielt sie sich ein dreiviertel Jahr in Bulgarien auf.
Seit 1947 lebt Margarete Schütte-Lihotzky wieder in Wien.
Bis 1969 arbeitete sie als selbständige Architektin.
Die Architektin mit der großen internationalen Erfahrung in sozialen Bauprogrammen wollte sich am Wiederaufbau der Stadt beteiligen. Aus parteipolitischen Gründen erhielt sie jedoch kaum öffentliche Aufträge in der Nachkriegszeit.
Sie beteiligte sich an internationalen beruflichen Organisationen, nahm an zahlreichen internationalen Kongressen teil, unternahm Studienreisen u.a. nach China, war für Kuba und Berlin für den Kindergartenbau tätig, und engagierte sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit für die Anliegen der Frauen und für die Friedensbewegung.
Die Architektin verfaßte zahlreiche Artikel und hielt viele Vorträge zu Themen der Architektur, besonders zu ihren Anliegen der Verbindung gesellschaftlicher und fachlicher Aspekte.
Seit sie das Alter von 80 Jahren erreichte wurde sie von öffentlicher Seite geehrt und mit zahlreichen Preisen und Ehrendoktoraten ausgezeichnet, u.a.:
1978 Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
1980 Preis der Stadt Wien für Architektur
1993 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
1997 Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik
zahlreiche Ehrendoktorate und Ehrenmitgliedschaften
1993 fand im Museum für Angewandte Kunst in Wien die erste Ausstellung über das Gesamtwerk der Architektin statt.
Gleichzeitig erschien der Werkkatalog „Magarete Schütte-Lihotzky – Soziale Architektur Zeitzeugin eines Jahrhunderts“.
Am 18. Jänner 2000, 5 Tage vor ihrem 103. Geburtstag starb die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky in Wien.
Eine außergewöhnliche Frau mit hohem menschlichen und politischen Bewußtsein, die Selbstbewußtsein, Zuversicht, und Wärme ausstrahlte und durch ihre Anteilnahme am Leben ihrer Freunde und Mitmenschen, ihr Interesse und ihre Beteiligung an den aktuellen politischen und persönlichen Ereignissen bis zuletzt eine starke Präsenz und Lebensfreude vermittelte.